Allegato alla rivista "Confini" n. 1/2003 |
Jahrgang 3 - Nr. 1 |
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EIN KULTURELLES ANLIEGEN |
Bestattungsformen und Friedhöfe haben etwas beklemmendes an sich. Sie erinnern uns an den Tod, an das Ende unserer Existenz als Menschen dieser Erde. Sie sind aber auch Zeugen unserer Kultur, unserer Traditionen und oft auch ein Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Wenn ich in eine fremde Gegend komme, schaue ich mir ab und zu Grabstätten und Friedhöfe an. Dann weiß ich, wer in dieser Gegend das Sagen hatte, wer über seinen Tod hinaus geehrt wird, wer vergessen wurde und welchen Familiennamen man sich unbedingt merken sollte. Noch deutlicher werden diese Eindrücke, wenn ich Gelegenheit habe, Bestattungsformen, Totenfeiern und Begräbnisse zu beobachten. Der Tod des Menschen ist bei fast allen Religionsgemeinschaften, in jeder Philosophie und Weltanschauung und im allgemeinen Bewusstsein der Gesellschaft ein zentrales Thema, das nicht nur verbal und theoretisch abgehandelt, sondern auch von genau definierten Ritualen und Traditionen begleitet wird. Die Rückkehr der menschlichen Person zu den elementaren Bausteinen ihres Körpers - "von Staub bist du genommen, zu Staub kehrst du zurück" heißt es in der katholischen Version - ruft in uns vor allen Dingen Gefühle hervor, die rationale Antworten auf die Seite schieben und uns innehalten lassen. Unsere Antworten sind dann Rituale und Verhaltensweisen mit Symbolcharakter, die Achtung für den Toten, religiöse oder laizistische Inhalte oder einfach Ehrerbietung vor dem Unabwendbaren signalisieren. In diesen Rahmen fallen auch die verschiedenen Bestattungsformen, die sich ihrem äußeren Anschein nach an der antiken Philosophie orientieren, die von den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Erde, Luft ausgeht. In den verschiedenen Kulturen, die wir kennen, gibt es die Feuerbestattung, die Wasserbestattung (auf hoher See), die Bestattung in der Erde (Beerdigung) und sogar die Luftbestattung. Es gibt natürlich keinen direkten Zusammenhang zwischen diesen Bestattungsformen und der erwähnten antiken Philosophie, aber die abstrakte Übereinstimmung ist bemerkenswert. Persönlich bin ich ein Anhänger der Feuerbestattung - aus ästhetischen und emotionalen Gründen. Feuer ist nicht nur gefährlich und vernichtend, wenn es unkontrolliert um sich greift. Feuer ist auch hell, Quelle des Lichtes und der Schönheit. Es ist Symbol der Rückkehr zu den Ursprüngen und der Erneuerung durch elementare Energieentfaltung. Meine Asche in einer kleinen Urne als letzter Rest meiner Existenz, der mit bescheidensten Raumansprüchen aufbewahrt werden kann, oder auch von einem Berggipfel in den Abgrund gestreut, oder einem großen Gewässer überlassen werden kann, fasziniert mich weit mehr, als der Gedanke, in einem Erdgrab langsam zu verwesen. Als mir daher Aldo Foldi, den ich als ehemaligen Kollegen und Gewerkschafter sehr schätze, vor Jahren erzählte, dass die SOCREM in Südtirol mit Erfolg für die Feuerbestattung eintritt, war das für mich eine sehr gute Nachricht. Vor der Gründung der SOCREM und vor dem Bau des Krematoriums in Bozen, war die Feuerbestattung in unserem Lande eine sehr komplizierte und elitäre Angelegenheit für meist vornehme Außenseiter. Durch die Tätigkeit der SOCREM ist die Feuerbestattung (mir gefällt diese Bezeichnung besser als "Einäscherung") auch in unserem Lande eine Möglichkeit, die jedem zugänglich ist, der sich bewusst dafür entscheidet und ein kulturelles Bedürfnis danach hat. Josef Perkmann
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