Allegato alla rivista "Confini" n. 1/2008

Jahrgang 8 - n. 1


Zwischen Feuer- und Erbestattung
von Dario Fridel

Meine Bildung fand in Zeiten statt, als die Feuerbestattung der Freimaurerei und den aus der französischen Revolution stammenden, liberalen und kirchenfeindlichen Bewegungen zugeschrieben wurde. In meinen Ohren klang dieses Wort wie ein Zeichen des Materialismus, einer hetzerischen Herausforderung der katholischen Kirche, einer ausdrücklichen Ablehnung des Glaubens an die Auferstehung.

Doch seither ist viel Wasser verflossen. Sogar im zutiefst katholischen Südtirol entscheidet man sich ohne weiteres für die Feuerbestattung. Weder Gläubige noch Kirche erheben dagegen Einwände. Ich zweifle jedoch, ob das wirklich die Erscheinung eines Reifungsprozesses ist oder ob wir einfach in den Wandel hineingerutscht sind. Umso besser, meine ich.

Diese Veränderung in den Sitten, das Verblühen von alten sowie das Aufblühen von neuen Ritualen, ist für mich persönlich Ansporn für eine Hinterfragung im weiteren Sinne. Mir scheint, dass sie für einen gar nicht geringen Kulturwandel kennzeichnend sind, der vielleicht noch einiger Verarbeitung bedarf.

Der Gedanke, dass lediglich praktische Erwägungen für das neue Verhalten verantwortlich sind, ist mir eher fremd. Der Übergang von Erd- zu Feuerbestattung bedeutet, dass der für das Erneuerung steht. Diese Zusammenhänge scheinen sich im Westen zu verflüchtigen und mit ihnen, das Bedürfnis der Erdbestattung.

Der eigentliche kulturelle Nährboden für die Feuerbestattung liegt im Osten, in der wesentlich anderen Bedeutung, die dort dem Zerfall in Staub und Asche innewohnt und der Vorstellung, zur kosmischen Energie zu gehören, die Gestalt abzulegen und ins Nichts einzugehen.

Im Westen neigen wir dazu, die Einäscherung als Vernichtung zu empfinden. Staub ist der Nutzlosigkeit, der Vernachlässigung, der Nichtigkeit gleichgestellt. Der Spruch „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehren wirst" aus der alten fastenzeitlichen Liturgie hörte sich makaber, bedrohend und beunruhigend an.

Im Osten ist das Nichts keineswegs mit der Leere zu verwechseln, sondern bedeutet Akzeptanz unserer äußersten Grenze und Erkennung unserer Zugehörigkeit zum Ganzen. Die Grenze zu akzeptieren, klärt das Bewusstsein über den Wert des Ganzen und über die Tatsache, dass unser Atem (Atman) Teil des universellen Atems (Brahama) ist. So wird die Trennung vom Vergänglichen, von unerfüllbaren, unnötiges Leid verursachenden Trieben und von der Illusion, die das in Zeit und Raum stattfindende Leben mit sich bringt, hervorgehoben. 

Der Tod ist eher ein natürliches Lebensereignis, denn eine individuelle und  katastrophale Tatsache. Leid ist weder ein zu meidender Unfall, noch Zufall, sondern die Aufforderung, das universelle Leid des sich entfaltenden Ganzen zu erkennen und mitzutragen. Karma ist ein Gesetz, das die Wahrnehmung der Solidarität im Guten und im Bösen mit dem ganzheitlichen Leben steigern soll.

Die Widergeburt hilft dabei, das Verlangen nach individueller ewiger Rettung nicht zu überziehen und das irdische dem ewigen Leben nicht entgegen zusetzen. Globalisierung erfolgt nicht nur in der Wirtschaft sondern auf allen Fronten. Alte Grenzen, Zugehörigkeiten und Gegensätze verlieren zunehmend an Grund; Osten und Westen bereichern einander. 

Der Sinn meiner Überlegungen, die vielleicht zu kurz gehalten und lediglich ein Ansatz sind, zielen nicht darauf ab, von der Feuerbestattung abzuraten, sondern die Hinterfragung zu ihrer Bedeutung für uns offen zu halten. Diese Frage ist bestimmt fordernd; mehr als die Antwort auf die Frage, warum wir uns neue Gewohnheiten so schnell einverleiben.

  

Ritorna al sommario